Sasha Bergstrom-Katz
Sasha Bergstrom-Katz ist Künstlerin, Forscherin und Autorin, die an den Schnittstellen von Wissenschaftsgeschichte, psychosozialen Studien, Science and Technology Studies (STS) und kritischen Medical Humanities arbeitet. Sasha kam zu CK, um ihre künstlerische Praxis neu zu reflektieren, indem sie experimentell untersucht, wie Ton in der vielseitigen Disziplin der Kunsttherapie als Medium für Selbstreflexion sowie für physische und psychische Heilprozesse eingesetzt werden kann.
ENTSTEHUNGSPROZESS
(re)searching in clay
“Mit geschlossenen Augen lege ich meine Hände auf die Oberfläche des Tons. Federnd unter meinen Fingern, drückt seine Festigkeit zurück. Mit etwas mehr Druck kann ich einen Abdruck hinterlassen; mit genügend Kraft kann ich die Oberfläche aufbrechen. Mit Ton zu arbeiten bedeutet, seine einzigartigen Eigenschaften auszuhandeln und seine verschiedenen Zustände zu verstehen, von nass zu trocken, von klebrig zu fest, von formbar zu spröde. Gleichzeitig bedeutet die Arbeit mit ihm auch, sich selbst kennenzulernen. So deutet es zumindest die Kunsttherapie an. Die Auseinandersetzung verläuft also in beide Richtungen: Ich lerne den Ton kennen, und vielleicht lernt der Ton mich kennen oder zumindest lerne ich mich durch ihn selbst kennen.”
Ton, so sagen manche Kunsttherapeut:innen, ist ein ideales Material zum Arbeiten, sowohl aufgrund seiner Materialität (es ist wie mit Erde zu spielen, es ist formbar, Körper und Geist kommen beim Arbeiten mit Ton in Einklang) als auch wegen seiner mythischen Qualitäten (wurde Adam und Eva beispielsweise nicht aus Ton geschaffen?). In der Kunsttherapie werden unterschiedliche Ansätze mit Ton verfolgt. Manche Therapeut:innen orientieren sich an psychoanalytischen Methoden und analysieren die Metaphern und Bilder, die im künstlerischen Schaffen der Patient:innen entstehen, während andere die psychophysiologischen Möglichkeiten der Tontherapie in den Vordergrund stellen, bei der der „Kontakt“ selbst als therapeutisches Mittel wirkt.
WINDOW DISPLAY
Während ich hier im Studio mit Ton arbeitete – mal mit geschlossenen, mal mit offenen Augen – spielte ich sowohl die Rolle des Subjekts als auch die der Therapeutin. Es wurde zunehmend schwer zu sagen, wer ich eigentlich war. Diese Dualität aus Handeln und Beobachten spiegelt den tatsächlichen therapeutischen Prozess wider, ebenso wie das Brennen des Tons, das diese ansonsten flüchtigen, sich ständig verändernden Dialoge in statische Szenen verwandelt.
Diese Vitrine zeigt den Forschungsprozess: die Auseinandersetzung mit psychotherapeutischen Methoden, mit der Materialität von Ton und mit mir selbst.
